Ein nasses Abenteuer
Robin Leeveroos zaubert die Zuschauer*innen von „High Water“ in ständig wechselnde Landschaften
von Murphy Baginski
Ein zentriertes Aquarium, daneben liegen bunte Objekte. Die Atmosphäre im Raum ist durch gelbes und lilafarbenes Licht geprägt. Diese Aufführung ist als Relaxed Performance gestaltet. Das heißt: Alles ist ein wenig entspannter. Kinder dürfen aufstehen und es wird darauf geachtet, dass das Licht und die Geräuschkulisse nicht zu stark werden. Als Besucher*in von „High Water“ steigt meine Neugier beim Eintreten in den Aufführungsraum im Theater o.N. Jetzt wäre noch ein guter Zeitpunkt, um aufs Klo zu gehen – denn bald werden über fast eine ganze Stunde Plätschergeräusche von dem sich immer weiter füllenden Aquarium zu hören sein.
Die Augen richten sich auf die ausdrucksstarke Performer*in Robin Leeveroos, die ohne Worte mit diversen Materialien, wie Wischmops, Styropor, Golfbällen, Luftballons, kleinen Behältnissen und Treppenläufern, die ganze Aufmerksamkeit von den Kindern und Erwachsenen zu sich holt. Mit ihrer Pfadfinderjacke nimmt sie uns mit auf ein Abenteuer in verschiedenen Landschaften. Mit präzisen Handgriffen im Wasser schafft sie Illusionen vom Garten zur Steinlandschaft, mit dem Zug in die Stadt, von Unterwasser bis hin zum Weltall, wo aus CDs Satelliten werden. David Bowie’s Hit „Life on Mars“ unterstützt dabei die Entdeckung von unbekannten Orten und Sehnsuchtsorten.
Allerdings spiegelt sich in dem Stück für Zuschauer*innen ab fünf Jahren nicht nur der Fortschritt der Menschheit. Denn beim Eingreifen in die Natur kann es eben auch zu negativen Effekten kommen. Bei all den Entdeckungstouren und Veränderungen im Aquarium, machen manche Szenen – wie zum Beispiel das Fangen der Fische mit Keschern aus dem eben noch so schönen Korallenriff – auch auf den Machtwillen des Menschen über die Natur und die zerstörerischen Ausmaße aufmerksam. In weiteren Szenen gibt ein eher bedrohlicher Sound den Zuschauenden Auskunft auf unbelebte und kahle Steinlandschaften.
Den meisten Spaß bringt, die physikalischen Untersuchungen im Wasser und an der Oberfläche der unterschiedlichen Materialien zu beobachten. Robin Leveroos weiß genau, wie man ein Publikum ins Staunen versetzt. Die Dinge funktionieren anders in einer anderen Umgebung.
Nach einer etwas langen Vorstellung, als das Becken vollgefüllt mit Wasser ist, holt die Performer*in nochmal alles raus: Luftschlangen, Bälle wie aus einem Bällebad – und setzt mit den Geburtstagspartytools ein klares Ende: Kinder in der vordersten Reihe werden sogar ein bisschen nass und freuen sich darüber. Einige sind davon gleich inspiriert und werfen die Bälle in das volle Aquarium. Das war wohl ein Spaß!